Tag 4: Abydos und Dendera

Veröffentlicht am 4. Mai 2023 um 19:00

Einmal Heinz...

Heute ging es schon um 07:00 los, denn Abydos liegt nördlich von Luxor, 3 Autostunden entfernt. Wieder einmal wurde mir der ägyptische Verkehr ganz nahe gebracht. In Luxor selbst war es noch ganz ok, aber dann bei Abydos verstand ich einfach die Welt nicht mehr. Auf einer zweispurigen Straße, welche bei uns gerade noch als holprige Forststraße durchgehen würde, sind mindestens 4 Spuren belegt. Wobei Pferdefuhrwerke, kleine dreirädrige Mopeds, Kutschen, Motorradfahrer, Traktoren, Lkws, Autos und Fußgänger sich gemütlich - und meines Erachtens sehr rücksichtsvoll (außer Fußgeher, die gehen blind drauflos) - verhalten. Es geht sich einfach immer irgendwie aus. Aziz meinte, es gibt keine Regeln, weil Allah ein Auge drauf hat.

Wir erreichten also entspannt Abydos. Dieser Tempel ist unter anderem Osiris geweiht, wobei der Sage nach Osiris hinter dem Tempel begraben liegt. Besonders ist auch, dass der Tempel im Grundriß ein "L" bildet. Sehr gut erhaltene Reliefs mit absolut traumhaften Farben erwarteten uns. Die Decken sind teilweise noch original erhalten! Im Tempel gibt es noch 7 weitere Räume, die weiteren Gottheiten geweiht sind. 

Gerade als wir gehen wollen, trifft eine amerikanische Reisegruppe ein. Der Geräuschpegel steigt ins Tausendfache und wir suchen das Weite!

Mohammed, unser Fahrer, besorgt frisches Obst, welches traumhaft schmeckt. Natürlich schaffe ich es wieder mal, mit einer grenzgenialen Genauigkeit, mich sofort mit den frischen Pfirsichen einzusauen. Das kann ich wirklich gut!

Nach zwei Stunden Fahrt Richtung Luxor erreichen wir Dendera mit dem Tempel der Hathor. Auch diesmal haben wir wieder den Tempel für uns ganz alleine. Die Farbenpracht und die Ornamente sind unwerfend! Wir kommen auch aufs Dach und haben so eine großartige Aussicht. Und vor allem können wir dank Aziz Bereiche besuchen, die sonst niemandem zugänglich sind. So sehe ich auch life die erste Glühbirne der Menschheit! 😉

Hathor, dir Frau des Horus, wurde früher jedes Jahr in einem Festzug (auf einer Barke) zum Nil getragen und dann weiter flußaufwärts zum Horustempel in Edfu gebracht, wo beide gemeinsam "Zeit verbringen". So wird das Hochzeitsfest abgewickelt.

Danach gehts zurück nach Luxor und wir bekommen das  Mitagessen in einem ägyptischen Restaurant.

Anschließend werden wir zum Hotel gebracht und werfen uns in den wunderbaren Pool und lassen den Tag im Gedanken revue passieren.

 

Einmal Petra ...

Luxor, Hotelbalkon. Gefühlsstatus: Streichfähig aber glücklich. 

Wenn um 5:30 der Wecker klingelt, liegt meine gute Laune normalerweise noch im Bett, wenn ich längst mit dem Duschen samt Frühstück fertig bin. Heute ist das anders, denn es ist ein Ausflug nach Abydos und nach Dendera geplant. Wohlgelaunt umd mit dem festen Vorsatz, nicht mehr als EINEN Kaffee zu trinken, denn immerhin bin ich eine Frau und die Fahrt nach Abydos dauert lang, setze ich mich zum Frühstück. Was soll ich sagen? Ausgerechnet heute erwischen wir einen Kellner, der der festen Meinung ist, dass zu einem guten Start in den Tag mindestens drei Tassen Kaffee gehören und mir ständig nachschenkt. In bester ägyptisch höflicher Manier trinke ich alles und bereue es auf der Fahrt. Bitter. 😉 

Auf der Fahrt bitte ich Aziz, uns etwas über den Islam zu erzählen. Ich versuche ihn einfach reden zu lassen und nicht dazwischen zu quatschen. Seine Erzählungen beeindrucken mich tief und ich nehme viel zum Nachdenken mit. 

LEKTION 1: Höre anderen zu und du wirst, wenn du Glück hast, überall nette, offene Menschen treffen, deren Gedanken wertvoll sind.

Als wir in Abydos ankommen, sind wir allein auf weiter Flur. Sogar vor dem WC sitzt noch niemand und versucht, mir für‘s Klopapier Geld abzuknöpfen. Ein wirklich guter Tag!👍

Der Tempel von Abydos sieht wieder anders aus als die, die wir bereits besucht haben. Man könnte ewig darin herumschleichen und fände immer wieder Neues zu sehen. Im Tempel selbst gibt es viele Touristen, die gekommen sind, um hier zu beten. Aziz erzählt uns, dass es eine Art Religion gibt, deren Anhänger nach Abydos kommen, weil hier irgendwo an den Wänden die Blume des Lebens zu sehen sein soll. Einige der Gläubigen lassen sich beim Beten allerdings verdächtig oft fotografieren. 😜

Auf der Weiterfahrt nach Dendera springe ich über meinen Schatten und frage Aziz, ob er uns ein paar Dinge auf Arabisch beibringen kann. Ich glaube, der Fahrer, Mohammed, hat sich köstlich amüsiert. 😉 Aber egal, wir hatten alle Spaß und wir kennen jetzt so lebenswichtige Wörter wie „Banane“, „Kaffee“ (was allerdings tatsächlich lebenswichtig ist) und „Guten Appetit!“

LEKTION 2: Es tut nicht weh, sich freiwillig zum Kasperl zu machen. 😜

In Dendera renne ich natürlich als erstes aufs Klo. 

Der Hathor-Tempel ist wieder anders, als das bisher Gesehene. Und ich darf sogar wieder auf Knien in ein Loch rutschen und die Krypta unter dem Tempel ansehen! 😍 Diese Farben! Diese ganz ganz feinen Malereien und Steinmetzarbeiten! Ich schmelze dahin, und das nicht nur wegen der Temperaturen… 

An der Aussenwand des Tempels kann man eines der wenigen „Bilder“ von Kleopatra und ihrem Vater Ptolemäus 12 sehen, die dort in Stein gemeißelt sind. (Leider kann man nicht sehen, ob sie wirklich eine schöne Nase hatte. 😉) 

Zum Abschluss gehen wir alle gemeinsam Essen und auch Aziz hat scheinbar eine Lektion gelernt: Er zeigt mir als erstes das WC. 🫣 Dann erzählt er von seiner Arbeit. Die Arbeit mit Menschen: Top! Die Büroarbeit: Muss man machen, das geht aber noch morgen, übermorgen oder, wenn es schon wirklich sein muss: irgendwann.

Ganz ehrlich: Ich MUSS in einem früheren Leben ein Ägypter gewesen sein. 🤷‍♀️ 

LEKTION 3: Prokrastination ist keine Charakterschwäche, sondern eine Lebenseinstellung. (In your face! 😄)