Einmal Heinz ...
Heute gehts es bereits um 4:45 los. Ab ins Motorboot, kurz über den Nil und in einen der vielen Kleinbusse springen, um zum Startplatz zu fahren. Genau 28 Heißluftballons warten auf Gäste aus aller Herren Länder. Und die jeweiligen Crews warten alle bis Helms Horn erschallt, um die Ballons in die Senkrechte zu bringen.
Wir haben Glück und unser Captain Hook - ähm mehr Peter Pan - treibt unseren Ballon zu Höchstleistungen an und wir steigen sanft als einer der Ersten in die Luft. Gerade noch rechtzeitig, um den imposanten Sonnenaufgang mitzuerleben. Ein paar Deutsche jagen, bewaffnet mit Baguetts vom Frühstücksbuffet, dem einen, noch am Boden liegenden, Ballon-Kaptain über die staubtrockenen Felder nach und sie brüllen dabei "So haben wir uns das nicht vorgestellt, den Sonnenaufgang haben wir doch bezahlt!"
Plopp - mein Traum zerplatzt und ich genieße das sanfte Steigen und lautlose Schweben in der Luft. Der Tempel der Hatschepsut ist schön zu sehen, sowie die Gräber der Reichen, der Arbeiter und die Villen der West-Luxorianer. Wirklich atemberaubend. Einfach etwas wirklich Besonderes. Hook fragt regelmäßig ob es uns gut geht und dreht den Ballon so, daß wirklich jeder alles von allen Seiten betrachten kann.
Petra schnappt noch das Gespräch der Ballon-Nachbarn auf, der Korb ist in 4 Segmente für je 4 Personen unterteilt, dass wir nicht über das Tal der Könige "fliegen" und sie sehr enttäuscht seien. Uns ist es egal, wir genießen die Fahrt und betrachen die Umgebung. Nach ca. 50 Minuten endet unsere Fahrt. Hook befiehlt uns die Landeposition einzunehmen und setzt den Korb wie eine Feder im Feld ab. Kurz darauf rennen 8 Perosnen in Einheitskleidung, bereits von weitem zu sehen, auf uns zu, als wäre ein Wolsfsrudel hinter ihnen her. Hook meint nur trocken "this is our team".
Die Burschen sind sehr fix und fixieren unseren Korb und gleich danach beginnen sie, dem Ballon das letzte Quentchen heiße Luft rauszupressen.
Wir dürfen dann aussteigen und begeben uns zu unserem Reiseführer, der uns zu unserem weißen Bus bringt. In der Ferne höre ich noch ein "Ella hop, ella hop..." wie die zusammengelegte Ballonhülle auf den Lkw gehieft wird.
Dann zurück, über den Nil und rein ins Hotel zum verdienten Frühstück. Denn bereits um 09:30 werden wir von Aziz wieder abgeholt.
Wieder über den Nil und in unsere Limousine und ab gehts zu den Gräbern der Noblen. Dort besuchen wir vier wahnsinnig schöne Gräber, die mir fast den Atem rauben. Etwas kleiner aber mit wunderschönen Zeichnungen und Farben ausgestatten. Ich könnte stundenlang drinnen sitzen und die Bilder betrachten. Die Erklärungen der Tombguards sind gut verständlich und eklären jedes Detail.
4 Gräber sind offen und wir sehen alle. 😍
Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, daß wir wieder ganz alleine sind!
Weiter gehts zu den Memnonkolossen. Altbekannt, aber immer für ein Foto gut. Danach auf ins Ramesseum, dem Totentempel von Ramses II. An den Wandpylonen ist wieder einmal (wie in Abu Simbel) die Schlacht von Kadesch abgebildet. Laut den Tafeln entstand nach dieser Schlacht der erste Friedensvertrag dieser Zeit. Ramses II behauptete damals zwar er habe gewonnen, aber das ist wohl nur ein PR Gag. Sehenswert ist auch die liegende Ramses-Statue. Da merkt man erst so richtig wie groß sie ist!
Weils nur 38 Grad im Schatten hat, hängen wir gleich noch den Totentempel von Sethos I (der Vater von Ramses II und Sohn Ramses des I) dran.
Wieder sehr beeindruckend, vor allem der Außenbereich, der entweder ein Palast oder aber ein Lager war. Aziz und ich sind uns einig, eindeutig ein Lagerbereich!
Den Abschluss bildet noch das Carter Museum. Carter war jener Engländer, der 1922 das Grab des Tut Ench Amun, im Tal der Könige, gefunden hat. Neben den diversen Räumen (unglaublich wie britisch es aussieht) gibt es noch einen 1:1 Nachbau des Grabes von Tut Ench Amun. Meines Erachtens ist da nichts besonderes dabei, da gibts im Tal der Könige viel schönere Gräber!
Gegen 13:00 schlagen wir dann im Restaurant auf und genießen zu Mittag köstliches ägyptisches Essen.
Retrospektiv betrachtet, hat mich der heutige Tag, wahrscheinlich wegen der enormen Hitze (>38°), doch einiges an Substanz gekostet. Ich möchte aber keine Sekunde davon vermissen, weil die Eindrücke einfach unglaublich waren!
Der Pool im Hotel hat kurz gezischt als ich hineinsprang.😁
Einmal Petra ...
Still in Luxor, still in love with it, but the end is near…
„It's time to try defying gravity
I think I'll try defying gravity
Kiss me goodbye I'm defying gravity
And you won't bring me down…"
(Mein Ohrwurm aus „Wicked“ während unserer Ballonfahrt.)
Als wir gestern in der Früh zu unserem Ausflug nach Abydos aufgebrochen sind, haben wir am Himmel über Luxor viele, viele bunte Heißluftballone gesehen. Und heute sehen wir schon vom Himmel auf Luxor hinab. Und auf den Tempel der Hatschepsut, den wir letztes Jahr gesehen haben; auf die Memnon-Kolosse, auf den Luxor- und den Karnak-Tempel, den Nil, der sich, soweit das Auge reicht wie ein grünes Band erstreckt; und auch auf unsere heutigen Ziele: die Gräber der Noblen in Al-Qurna, das Ramesseum, den Totentempel von Sethos I und auf das Carter-Museum.
Heute war ein heisser Tag. Schon als wir in Al-Quarna aus dem Auto gestiegen sind, lag die Sonne brütend auf der wüstenbraunen, steinigen Landschaft. Eigentlich hätten wir schon ahnen können, wie viel Schönheit uns unter der Erde im Fels erwartet, aber zumindest ich bin trotzdem wieder überrascht worden. Die Farben und Malereien sind wunderschön und großteils perfekt erhalten. Normalerweise dürfen Reiseführer nicht mit in die Gräber, weil „durch die Feuchtigkeit beim Reden“ die Farben geschädigt werden können, aber diesmal hat sich Aziz selbst auch Eintrittskarten gekauft und fotografiert und schaut fast noch enthusiastischer als wir. Ein Ägyptologen-Herz bei der Arbeit❣️
Einmal über die Straße gehüpft und wir sind im Ramesseum gelandet. In Theben einen Schritt zu machen, ohne über eine Sehenswürdigkeit zu stolpern, ist fast unmöglich.
Nachdem Aziz uns alles gezeigt hat, sind wir selbständig weiter übers Gelände geschlendert und wurden von einem geschäftstüchtigen Wärter gestellt, der uns Weiteres zeigen und erklären will wie alles ausgesehen hat „before mesch kaputt“ (=bevor nicht kaputt). Ich bin von ganzem Herzen begeistert: drei Wörter, drei Sprachen und man verteht sich trotzdem. 😃
Dann folgender Dialog:
Er: Where are you from?
Ich: Echna min nemsa.
Er: Ah, du Österreich!
Einige wenige Meter weiter haben wir noch den Totentempel von Sethos I, seines Zeichens Papa von Ramses II, unsicher gemacht. Und wieder erlebe ich was Neues: Hinter dem Tempel sind Lehmziegelbauten. Die Experten sind sich unsicher, ob es sich dabei um Lagerräume, oder doch eine Palastanlage handelt. Aziz fragt Heinz um seine Meinung als Bauingenieur 😉 und nach eingehender Beratung einigen sich die beiden zufrieden auf: Eindeutig Lagerräume! - Und wieder ist ein Rätsel der Menschheit gelöst! 😀
Howard Carter, der Mann der Tut-Anch-Amun aus seiner ewigen Ruhe im Jenseits geholt hat, hat sich am Zufahrtsweg zum Tal der Könige ein schnuckeliges Häuschen gebaut, oder wohl eher: bauen lassen. Es ist heute als Museum zugänglich und natürlich mit einem netten Aufseher besetzt, der mich dazu bringen will, mit Hut und einem „Dings zum Fliegenverscheuchen“, für ein Foto zu posieren. Fotos sind ja nun nicht so mein Ding, aber ich habe trotz nahender Panik eine Erleuchtung und rufe scheinheilig nach „meinen beiden Männern“, die auch brav kommen und sich zum Dank für mich „zum Affen machen“ müssen. 😇 (Aziz gewinnt den Kolonialherren-Look-Alike-Kontest übrigens um Längen. 😉) Aus Rache zeigt ihm Heinz dafür später ein ganz übles Foto meiner Kehrseite, das er gemacht hat, als ich in Dendera in die Krypta gekrochen bin. 😂 Was soll‘s ich habe Lektion 2 von gestern noch im Gedächtnis und trage es mit Fassung. 😎
Morgen ist unser letzter Tag in Luxor. Lieber nicht daran denken. Lieber nicht…
„So if you care to find me
Look to the western sky
As someone told me lately
Everyone deserves the chance to fly
I'm defying gravity
And you won't bring me down.“
