Tag 6: Luxor für Insider und Abschied von Aziz

Veröffentlicht am 7. Mai 2023 um 05:00

Einmal Heinz ...

Es kam so wie es kommen musste, wir wussten es, aber wir haben es ganz einfach beiseite geschoben.

Aber alles der Reihe nach.

Aufstehen um 7:00 und ab zum Frühstück. Riesen Buffet aber mich zieht es immer in die ägyptischen Ecken. Es geht nix über Falaffel und Hummus am Morgen, beide vertreiben angeblich Kummer und Sorgen.

Pünktlichst um 9:00 werde wir von Aziz abgeholt und wir fahren diretissima zum Karnak-Tempel. Der geneigt Leser wird vielleicht feststellen, he da wart ihr doch schon voriges Jahr!

Und er hat recht! Aber Karnak ist so groß und es gibt für uns noch immer viel zu entdecken. Ich mein, allein die große Säulenhalle muss ich jedesmal aufs Neue inhalieren, so unwerfend ist sie! Wer einmal beim Zotter war, weiß was ich meine 😁.

Wir besuchen die Widderallee und watscheln weiter zum Mut-Tempel. Der Einfluß von Aziz macht es möglich und versperrte Tore werden für uns geöffnet. Sachmet ist sehr gut erhalten und statt dem Binnensee sehen wir einen Schilfwald. Der Wasserspiegel muss sehr hoch sein!

Aziz zeigt uns noch den Ort wo er in die Schule gegangen ist, ja das war am heutigen Tempelgelände. Dort waren auch noch vor ein paar Jahren viele Häuser, diese mussten jedoch für Ausgrabungen weichen. Wir sehen wirklich alles abseits der Touristenzentren in Karnak. Daher sind wir auch meist alleine, welch ein glücklicher Umstand! Als wir wieder gehen wollen, versuche ich mich verzweifelt an eine Säule in der großen Säulenhalle zu kleben, just hab ich den Kleber vergessen. Also gehen wir weiter. Jedoch nicht zum Boot wie versprochen, sondern zu einem staatlichen Juwelier. Dort erhalten wir beide von Aziz ein Armband geschenkt, welches auch er besitzt. Ich kann gar nicht beschreiben wie gerührt ich bin. Aziz ist ein herzensguter Mensch! Nicht wegen dem Band, sondern einfach so wie er ist!

Ok, ich schweife ab. Weiter geht's zu unserem Motorboot. Wir wechseln die Seiten des Nils und dürfen, auch von Aziz so eingefädelt, einen einstündigen Kamelritt absolvieren.

Obwohl ich sowas eigentlich nie wollte, hat es mir riesen Spaß bereitet. Mitten durch Westluxor, durch Felder führte unser Rundweg. Und unsere Kamele brachten uns auch direkt zum Restaurant, wo Aziz uns in Empfang nahm.

Das Essen war wieder genial und wieder viel zu viel! Wenn die einmal in den Flugzeugen Waagen in die Sitze einbauen, wird's für mich echt teuer!

Nach dem Essen, ab zum Boot und weiter flußaufwärts zur Bananeninsel. Auf dem Weg dorthin passieren wir ein paar Dahabiyas. Das sind Kreuzfahrtschiffe, aber nur mit Segeln und so 16 Personen ohne Besatzung, an Bord.

Plong machte es, als sich ein kleines Samenkorn in meinem hinteren Kleinhirn einpflanzte.

Die Bananeninsel mit ihrer Bananenplantage ist riesig, wir bekommen auch reifes Obst kredenzt. Schmeckt alles viel besser als bei uns. Liegt wohl an den sehr kurzen Transportwegen von der Staude zum Boden.

Danach sitzen wir auf einer Bank, betrachten den Nil, der vorbeifließt, umgeben von Bananenstauden, und lassen die Seele baumeln. Aziz dreht noch die Musik einer von ihm geliebten Sängerin aus. Wir verstehen zwar kein Wort, aber wir verstehen die Musik, die wir hören. Es wird alles auf einmal so heimelig, wir fühlen uns so verbunden und es ist einfach nur schön.

Und da ist es wieder, der erste Satz tauch wieder auf, es ist der letzte Ausflug mit Aziz. Wir sagen nichts, aber wir spüren es alle gemeinsam. Nur die Musik begleitet uns.

Dann müssen wir doch aufbrechen. Als unser Kapitän merkt, dass wir das Schiff "Sudan" am Nilufer sehen - auf diesem Schiff wurde "Tod auf dem Nil" gedreht - macht er eine Extrarunde zum Schiff und wir können ausgiebig fotografieren.

Doch auch diese Bootsfahrt geht vorbei, und wir kommen an unserem Ausgangspunkt zurück. Ich überlege noch kurz ob ich nicht zurück gehe und vielleicht im Boot bleibe. Immerhin, ich hab ja Homework, und eigentlich kann ich auf der ganzen Welt arbeiten, aber ich geh dann doch mit und stelle mich dem letzten Moment; wohlgemerkt nicht der letzte Moment unseres Urlaubs, aber der letzte Moment in diesem Urlaub mit diesem herausragenden Menschen, Reiseführer, Freund. Und ja das ist er wirklich. Er ist unser Freund und ich vergebe diesen Titel sicher nicht an jemanden X- Beliebigen. Aziz hat Nummer 2!

Der Abschied ist herzlich und ich spüre, es ist kein Abschied für immer, sondern ich werde ihn bald wiedersehen!

Den restlichen Abend genießen wir mit wunderbarem Essen und einer sehr guten Flasche Wein im Hotel. Ach ja, dann gehts ans Kofferpacken, denn morgen geht der zweite Teil unseres Urlaubs los, die Reise nach Safaga.

 

Einmal Petra...

Luxor, Hotelzimmer, Momentanzustand: schmähstad

Es passiert mir nur sehr selten, dass ich auf „Papier“ nichts zu sagen weiß, aber vielleicht ist heute einer dieser Tage. Vielleicht wird dieser Blogeintrag sehr kurz, vielleicht wird er zu lang; und sicherlich wird er zu kitschig, wenn ich nicht aufpasse. Oida, heute ist es richtig schwer. 😐

Für die Geschichtsbücher: Unser für heute geplantes Programm war ein Besuch des Karnak-Tempels, ein kleiner Auritt auf einem Kamel (was ich eigentlich geschworen hatte nie zu machen 🫣) und als Ausklang ein Bootsausflug zur Bananeninsel. Eigentlich ein super Programm; trotzdem war mein erster Gedanke in der Früh: „Heute ist unser letzter Tag.“ Eingedenk meiner Gefühlslage am Abreisetag letztes Jahr - und der umweigerlichen, damit verbundenen Abschiede - war mir gleich etwas flau im Magen. Mein Fressindikator (= Gefühlslage spiegelt sich in der Menge der aufgenommenen Nahrungsmittel wider) hat sich beim Frühstück demgemäß auf ein trauriges Stück trockenen Kuchen beschränkt. Beim Abendessen hat sich die Welt auf wundersame Weise gewandelt, denn ich schleppe drei gefüllte Teller vom Buffet Richtung Tisch. 

Was dazwischen liegt ist ein unglaublich intensiver, lustiger und doch ruhiger Tag voller Emotionen. 

Der Karnak-Tempel ist ein ganz wundervoller, beeindruckender Ort - auch abseits der Haupt-Touristen-Attraktionen. Aziz steckt voller Informationen; natürlich über den geschichtlichen Aspekt, aber auch über die Menschen, die hier gewohnt haben, bevor die Regierung das Gebiet quasi schleifen ließ, um die archäologischen Ausgrabungsstätten zu erweitern. 

Zwei Stunden und mehr verbringen wir im Tempel und es wird keine Minute langweilig. 

LEKTION 4: Wer sagt er sei für alles offen, der landet vielleicht auf dem Rücken eines Kamels. 😄

Natürlich hätten wir nein sagen können, aber es war gut, dass wir es nicht getan haben. Der Ritt war wirklich lustig und mein Kamel muss wohl auch einen guten Tag gehabt haben, denn es hat versucht an jedem Baum am Wegesrand zu fressen, der nicht bei drei…auf einem Baum war? 🤔 

Die Bootsfahrt auf die Bananeninsel war wunderbar entspannt und ruhig. Unser Kapitän ist ein Mensch mit einer unheimlich netten und positiven Ausstrahlung, den man einfach spontan sympathisch finden muss. Wie er es macht weiß ich nicht, aber er weiß immer genau, was wir gerade näher sehen oder fotografieren möchten. 🤔

Unseren Aufenthalt auf der Insel hat Heinz schon perfekt beschrieben und ich kann dem eigentlich nichts mehr hinzufügen. Es war einfach nur schön.  

Ein wunderbarer Tag mit wunderbaren Menschen geht zu Ende und ein gefürchteter Moment rückt immer näher. Aber diesmal weiß ich ganz bestimmt, dass ich „Familie Horus, gemma!“ nicht zum letzten Mal gehört habe. Ansonsten gilt für diesen Moment fast schon traditionell: „What happens in Luxor, stays in Luxor.“

Als wir in unser Zimmer kommen sehen wir, dass unser Bad und Bett mit Rosenblättern verziert sind. Ein schöner Abschluss, sogar für mich. 🌹